Wie es aussieht, kann die neueste Variante von OpenAI „überlegen“ – also strukturiert logische Probleme lösen. Dabei sei sie effizienter als Physik-Doktoranden, schreibt Spektrum – leider hinter einer Bezahlschranke. Gut also, dass ich irgendwann mal den Beruf gewechselt habe. Aber mal im Ernst:
Dass die Leistung dieser Systeme immer weiter steigen würde und auch in Zukunft weiter steigen wird, ist an sich nicht überraschend. Sollte es aber zutreffen, dass sie nun auch in der Lage sind, wissenschaftlich zu argumentieren und zu schlussfolgern, dann hätten wir in der Tat ein neues Niveau erreicht. Und dann müssen wir die Rolle des Wissenschaftlers neu denken.
An dieser Stelle gibt es üblicherweise zwei Denkmuster. Das negative sagt einfach: „Physiker werden überflüssig sein“ (wir hatten das bereits mit anderen Berufsbildern). Die positive Denkweise sagt: „Nur Physiker, die die neuen Möglichkeiten nicht in ihr Skillset aufnehmen, werden obsolet.“
Doch bei Tätigkeiten, die mit der Schaffung von neuem Wissen zu tun haben, scheint es mir nicht so einfach zu sein. Eine KI, die eine neue Theorie aufstellt, wird sie auch mühelos publizieren können. Welche Rolle hat dann der Mensch vor dem Bildschirm? Und mit welchem Recht könnte er beanspruchen, an dieser Schöpfung beteiligt gewesen zu sein? Peer Review? Kann ja dann eine andere KI machen.
Ein anderer Aspekt ist das Anspruchsniveau, das sich hier möglicherweise ausbildet. Der Bediener bleibt hinsichtlich der intellektuellen Leistungsfähigkeit ziemlich sicher hinter der Maschine zurück. Zwar wird er noch eine Weile nachvollziehen können, was die KI sich ausdenkt, da es nun mal eine Größenordnung leichter ist, vorhandenes Wissen zu verstehen als neues zu schaffen. Aber ich bin überzeugt, dass auch das nur eine Frage der Zeit ist.
Und dann landen wir plötzlich bei der Frage, ob Wissen, das niemand in der Lage ist zu begreifen, überhaupt welches ist. Und kurz danach bei der Frage, ob diese Frage eigentlich eine Rolle spielt.
Beim Schach haben wir vor einiger Zeit Ähnliches erlebt. Die Lösung bestand in strikten Regeln und Begrenzungen für den Einsatz von Computern, um den Charakter des Spiels zu schützen. Aber Ähnliches in der Wissenschaft ist ein instabiles Spiel: irgendjemand anders wird immer den Vorteil nutzen, den man sich selbst verwehrt.
All das sind nur ein paar Gedanken zum Thema. Vielleicht kaufe ich mir mal die aktuelle Spektrum und schaue, was die dazu zu sagen haben. Aber wo das alles endet? Keine Ahnung.
Update zum Thema gibt es hier.