Die Idee der quasi unbegrenzten Verfügbarkeit von Energie durch die Anwendung der Kernfusion gewinnt an Popularität. Wenn sie auch wohl nur selten in aktuellen ESG-Strategien auftauchen dürfte.
Inzwischen halten viele Beobachter es für absolut realistisch, das auf die Sicht von einigen Jahren ein funktionierendes Fusionskraftwerk existieren wird. Auch private Mittel fließen vermehrt in entsprechende Startups, was immer als ein gutes Zeichen angesehen werden kann, dass eine Technik das absolute Grundlagenstadium verlässt.
Dass Kernkraft und Kernkraft nicht das Gleiche ist, gehört zu den wichtigsten Punkten, die man sich dabei als Laie klar machen sollte. Kernfusion funktioniert technisch und physikalisch ganz anders als Kernspaltung. Diesen Unterschied ins Bewusstsein zu bringen wird für die breite Akzeptanz der Technologie eminent wichtig werden.
Genauso wenig hat die Rolle von Wasserstoff in der Kernfusion irgend etwas mit der klassischen Verbrennung von Wasserstoff zu tun, die die Grundlage einer möglichen Wasserstoffwirtschaft darstellt..
Hoffnung Kernfusion? Der Traum von unendlich viel sauberer Energie
Es gibt einige gute Quellen, um sich mit dem Thema vertraut zu machen.
3Sat hat eine erstklassige Reportage über Kernfusion abgeliefert, die ich jedem ans Herz legen möchte, der eine gewisse Neugier auf das Thema hat.
Die Vielfalt der verschiedenen Experimente, von denen man gelegentlich liest, mag verwirrend sein. Hier bringt man etwas Ordnung hinein: Wir bekommen Einblicke in die Experimente ITER, Wendelstein 7-X und JET. Auch der aktuelle Stand bei der sogenannten Magnetfusion, die jüngst wieder etwas an Popularität gewonnen hat, wird beleuchtet.
Aspekte der Kommerzialisierung fehlen ebenfalls nicht: die aktuellen Startups Proxima und Gauss kommen zu Wort und helfen uns, ihre Rolle einzuordnen.
Aber was am wichtigsten ist: wir erleben kompetente, offene und optimistische Menschen, die es in der Hand haben könnten, das aktuell wichtigste Problem der Menschheit langfristig zu lösen. Also wenn es nach mir geht: Gönn Dir die Dreiviertelstunde!
Aktueller Stand und Zukunft der Fusionsenergie
Wenn Du das Setting einer populärwissenschaftlich gehaltenen Vorlesung nicht scheust, dann bist Du bei Hartmut Zohms Vortrag zum Thema genau richtig.
Dieses sehr schöne Video enthält eigentlich alles, geht etwa eine Stunde und thematisch etwas mehr in die Tiefe. Sie ist gerade noch populärwissenschaftlich gehalten. Trotzdem scheut man sich nicht, die Physik beim Namen zu nennen und recht genau zu erklären. Hier bekommst Du auf jeden Fall einen wirklich guten Überblick.
Am Ende kennst Du dann sowohl die verschiedenen technischen Ansätze als auch die Wissenschaft dahinter. Warum vergleicht man beispielsweise die Fusionsreaktoren mit der Sonne, braucht aber mit 150 Millionen Grad doch bedeutend höhere Temperaturen als sie in der Sonne jemals vorkommen? Warum ist das trotzdem vollkommen ungefährlich? Und was war jetzt nochmal genau der prinzipielle Unterschied zur Kernspaltung?
Die erste Hälfte des Videos konzentriert sich auf physikalische und technische Grundlagen. In der zweiten Hälfte folgen dann aktuelle Entwicklungen und ein Ausblick.
Dieser Artikel wurde zuerst auf meinem ehemaligen Blog Sideline Observer publiziert und ist später hierher umgezogen.