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Effizienter als Quantencomputer?

Ein erster Hype entsteht gerade rund um die sich rasend schnell entwickelnden Quantencomputer. Aber es gibt auch alternative Ansätze, die zumindest in Spezialfällen behaupte, ähnliche Effizienzgewinne hervorzubringen.

Eine kleine Meldung wäre mir diese Woche fast entgangen: Wie Quantum Computing Report berichtet, tummeln sich noch ein paar weitaus exotischere Ideen für neue Computerarchitekturen auf dem Markt.

Diese Ansätze werden durch die Unternehmen LightSolver (hier eine Pressemitteilung) und Extropic (hier ein “Litepaper”) verkörpert. Dabei handelt es sich offenbar weder um klassische Computer noch um Quantencomputer.

Ich gehe davon aus, dass es sich bei den dort beschriebenen Entwicklungen um etwas handelt, das man mehr oder weniger mit dem Begriff des Analogrechners beschreiben kann.

Eigentlich ist das eine alte und etwas aus der Mode gekommene Idee. Dabei werden bestimmte Berechnungen überhaupt nicht als Algorithmus programmiert, sondern direkt über ein geeignetes physikalisches Prinzip abgebildet.

Ein einfaches Beispiel für einen klassischen Analogrechner ist ein Rechenschieber: die zu lösende mathematische Operation (das Multiplizieren zweier Zahlen) wird über ein einfaches physikalisches Prinzip – das aneinanderlegen von logarithmisch beschrifteten Stäben – gelöst, ohne eine Multiplikation explizit ausrechnen zu müssen. Sofern man sich der Grenzen hinsichtlich Genauigkeit und Fehleranfälligkeit bewusst ist und diese beherrscht, kann das Rechnen auf diese Weise extrem beschleunigt werden.

Die Ideen von LightSolver und Extropic wiederholen diese Idee auf einem weitaus höheren Niveau. Jedenfalls behaupten sie das. Im einen Fall setzt man auf ein optisches Prinzip, im anderen auf ein thermodynamisches.

TomsHardware hat sich Extropic genauer angesehen. Wie es scheint, gibt es tatsächlich ein Analogon zwischen bestimmten thermodynamischen Effekten und sogenannten probabilistischen Algorithmen, wie sie zum Beispiel in der KI eingesetzt werden. Damit hätte man dann eine Spezialhardware, welche bestimmte Operationen 1:1 physikalisch und damit extrem schnell abbildet. Es gibt aber auch weitaus irdischere Meinungen zu Extropic.

Das heißt, wir haben hier eine Menge Potenzial für Leistungssteigerungen in ausgewählten Anwendungsfällen. Ganz sicher haben wir es aber nicht mit einem neuartigen Universalrechner zu tun. Die Entwicklung dürfte letzten Endes eher in Richtung von Hybridansätzen gehen, die die genannten Potenziale so gut es geht in klassische Computer einbeziehen.